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Rundbrief, Frühling 2022

Der zweispitzige Berg Elbrus liegt direkt an der Grenze zwischen Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien in der nordwestkaukasischen Region Russlands. Viele bekannte Legenden und Mythen wurden von den Einheimischen neu interpretiert und mit ihrer Heimat und diesem gewaltigen Berg in Verbindung gebracht. So suchten hier die Argonauten nach dem Goldenen Vlies, und Prometheus, der den Menschen das Feuer schenkte, wurde am Elbrus an einen Felsen gekettet. Das Volk der Abaza verbindet den Elbrus mit der biblischen Geschichte der Sintflut. Nach einer Legende der Abaza soll Noahs Arche am Elbrus Halt gemacht haben. Noah wandte sich an den Berg: „Bitte halte die Arche an, lass sie auf deinem Gipfel verweilen!“ Doch der Berg verweigerte sich dem rechtschaffenen Mann, worauf der Herr ihn bestrafte und seine Spitzen in zwei Teile spaltete, so dass die Arche schliesslich auf dem Berg Ararat anhalten konnte.

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Rundbrief, Winter 2021-2022

Chakassien in Südsibirien ist in mancher Beziehung ein einzigartiges Land. Es gilt zu Recht als das „archäologische Mekka“ Sibiriens, ein Land mit reicher Geschichte und alter Kultur. Mehr als 30‘000 archäologische Funde sind hier bewahrt. Chakassien wird auch „das Land der 1000 Seen“ genannt und ist für die Heilkraft des mineralhaltigen Wassers in einigen dieser Seen bekannt. Der Tus-See (auf Chakassisch „Salzsee“) wird sogar „das chakassische Tote Meer“ genannt. Wie im Toten Meer in Israel kann man sich auf das salzhaltige Wasser legen ohne unterzugehen.

Das chakassische Volk stammt von den Jenissei-Kirgisen ab, die im 7. Jahrhundert n. Chr. über Chakassien herrschten und später von mongolischen Stämmen erobert wurden. Heute sind die Chakassen weder Moslems, wie etwa die Kirgisen in Zentralasien, noch Buddhisten, wie die benachbarten Tuwiner, die in ihrer Geschichte zeitweise auch von der Mongolei beherrscht worden waren.

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Rundbrief, Herbst 2021

Die erste Ausgabe der tuwinischen Bibel wurde von den Überprüferinnen und Überprüfern sowie der tuwinischen Öffentlichkeit sehr geschätzt. Trotzdem wurde vor kurzem anlässlich eines Treffens des  Übersetzungsteams mit tuwinischen Kirchenvertretern entschieden,  ein Projekt für die Revision dieser Bibel in Angriff zu nehmen. Warum ist das nötig? Der Exeget des tuwinischen Projekts, der IBT-Direktor Vitaly Voinov, beantwortet diese Frage:

„Was immer Menschen auch zustande bringen, es ist nie vollkommen. Selbst wenn wir höchst professionell vorgehen, besteht immer die Möglichkeit, dass die Zeit und eine neue Perspektive aufzeigen, was noch verbessert werden könnte. Dazu kommt, dass die Sprache und die Kultur nie statisch sind, und so muss die Übersetzung immer mit den Veränderungen Schritt halten. Die alten Griechen sagten: πάντα ρεῖ ‚Alles fliesst‘ – so ist es eben auch mit der Sprache und der Kultur. Und wir als Bibelübersetzer müssen das akzeptieren und uns danach ausrichten.

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Rundbrief, Sommer 2021

Nina, eine Überprüferin im kalmückischen Bibelübersetzungsprojekt, ist eine der ersten lokalen Mitarbeiterinnen, die sich für die Aktivitäten des IBT Russland engagiert hat. Sie begann damit im Jahr 1992 und hat bis heute daran festgehalten. Als ich sie fragte, wie sie zur Übersetzung der Bibel gekommen sei und ob sie für diese Arbeit ausgewählt wurde, weil sie eine Sprachwissenschaftlerin oder weil sie Christin war, konnte sie mir zuerst die Frage gar nicht beantworten. Es schien, als ob der wahre Grund für Nina immer noch ein Geheimnis sei. So begannen wir, das Durcheinander in dieser Lebensphase gemeinsam zu entwirren.